Mit ihrer topmodischen Schmuckmarke Stella & Dot hat die Amerikanerin in wenigen Jahren eine der innovativsten „social selling brands“ aufgebaut. In Teil 1 unserer Interview-Reihe mit der 42-jährigen Mutter zweier Töchter spricht Jessica Herrin über ihr Business-Gen, Frauen in der Chefetage – und den Mann an ihrer Seite.
Kurz nach dem Start von Stella & Dot hat Sie das amerikanische Wirtschaftsmagazin „Forbes“ bereits zu einer der erfolgreichsten Gründerinnen der USA gekürt. Sind Frauen heute ehrgeiziger als früher?
Absolut! Und mein Ziel ist es, noch mehr Frauen zur Selbstständigkeit zu inspirieren. Mir ist dabei sehr wichtig, dass sie sich selbstbestimmt und nach ihren eigenen Regeln verwirklichen können, ganz gleich ob in Teilzeit oder Vollzeit. Und egal ob als Studienabsolventin, Hausfrau, berufstätige Mutter oder als zweite Karriere später im Leben. In jedem Fall sollte eine ordentliche Portion Spaß dazu gehören. Nicht aufs Rampenlicht schielen, sondern vor allem etwas finden, wo Leidenschaft und Geschäftssinn zusammentreffen.
Erfolg ist …?
… was dich glücklich macht. Außerdem müssen mehr Frauen in Führungsetagen und Regierungen arbeiten. Da gibt es noch viel zu wenig, Deutschland ist mit Kanzlerin Merkel eine löbliche Ausnahme. Gerade als Mutter von zwei Töchtern wünsche ich mir aber noch viel mehr weibliche Vorbilder: Frauen, die etwas erreichen wollen und es auch schaffen. Ich finde die historische Perspektive dabei hilfreich: Frauen sind in größerer Zahl überhaupt erst seit ungefähr 50 Jahren selbstständig beruflich tätig. Den Homo sapiens gibt es aber schon seit rund 400.000 Jahren. Wir haben also noch eine Menge nachzuholen!
Sie haben mit Stella & Dot eine 200-Millionen-Dollar-Firma gestartet. Hatte dieser Mega-Erfolg einen Preis?
Ich habe mir diesen Weg nicht ausgesucht, weil ich geglaubt habe, dass er einfach sein würde. Ich habe ihn gewählt, weil er es wert war und ist. Ich wollte etwas Großes schaffen und wusste, auf was ich mich einlasse. Mein Vater und meine Großmutter haben mir schon früh beigebracht, dass Blut, Schweiß und Tränen einfach dazugehören, wenn man Träume verwirklichen will. Dieser drive steckt in irgendwie in meinen Genen und hilft mir durch Schwierigkeiten und Rückschläge hindurch.
Wie sieht das in Ihrem Fall konkret aus?
Ich arbeite extrem viel und kriege selten genug Schlaf. Trotzdem mache ich keine Kompromisse bei meiner Rolle als Mutter. Ich bin eine Mutter, die arbeitet, und keine arbeitende Mutter. Zum Glück habe ich einen wundervollen Ehemann, und das kann ich gar nicht oft genug betonen. Oft scheitert die Karriere einer Frau gar nicht an der Unterstützung innerhalb eines Unternehmens. Wir brauchen einfach gleichberechtigte Partner, die auch mal mit den Kids zum Doktor gehen, mit ihnen Hausaufgaben machen und sich aktiv an der Erziehung beteiligen. Für mich persönlich heißt das: Ich kann als CEO von Stella & Dot nur so erfolgreich sein, weil mein Mann ein toller Vater ist!